Der Verein Netzwerk Arbeit reduziert Vorurteile und setzt sich gegen Ungleichheit ein.

Urs Giger
BSZ-Stiftung,
Fachstelle Aufnahme & Integration

Jeder sechste Mitarbeitende ist von psychischen Problemen betroffen

Am 24. August 2023 fand der Informationsanlass zum Umgang mit psychisch erkrankten Mitarbeitenden statt. 

Welche Handlungsoptionen gibt es, wenn Mitarbeitende unter einer psychischen Beeinträchtigung leiden und wie können Unternehmen damit umgehen? Der Referent Dr. phil. Niklas Baer zeigte auf, was verantwortungsvolle Führungskräfte tun.

Am letzten Donnerstagabend lud der Verein Netzwerk Arbeit zu einem aufschlussreichen Informationsanlass ins Hotel Drei Könige nach Einsiedeln ein.
Unter dem Titel „Chef, ich habe ein Problem“ bekamen rund 80 Vertreterinnen und Vertreter von Schwyzer KMU’s Einblicke in den Umgang mit psychisch erkrankten Mitarbeitenden.

Diese würden heute zwar verstärkt wahrgenommen, so der Psychologe Dr. phil. Niklas Baer, dennoch reagierten Chefs und Arbeitskollegen meist falsch. Dies führe oftmals zu einer Verschärfung des Problems. Die Folge seien unnötige Absenzen, die nicht selten in der Auflösung Arbeitsverhältnisses mündeten. „Betroffene brauchen viel Verständnis, eine wohlwollende Führung, Entlastung und Begleitung. Druck bringt gar nichts“, unterstreicht Baer.

30 % aller Menschen werden einmal im Leben psychisch krank

Gemäss Schweizerischer Gesundheitsbefragung fühlen sich rund 15 % der Schweizer mittel bis stark psychisch belastet. Die Ursachen sind oft Stress, welcher Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit und das Verhalten habe. Betroffene glauben nicht mehr zu genügen und Anforderungen nicht mehr gerecht zu werden. Die beste Primär-Prävention sei keine psychisch Kranken anzustellen, so Baer, nur sei dies nicht möglich, denn gemäss Statistiken würden rund 30 % aller Menschen im Verlaufe ihres Lebens aufgrund von Krisen oder anderen Umständen einmal psychisch krank. „Einige erholen sich wieder, aber viele müssen mit dem Problem leben“, so Baer weiter. Deshalb sei es wichtig psychische Erkrankungen anzuerkennen und im Unternehmen im Umgang mit den Betroffenen eine gemeinsame Haltung zu entwickeln.

Ebenso lohne sich die Zusammenarbeit mit den Versicherungen, die im Bereich der psychischen Erkrankungen Hand bieten. Es habe sich zudem gezeigt, je mehr die Kolleginnen und Kollegen und die Vorgesetzten über die psychische Erkrankung des Betroffenen wüssten, umso weniger komme es zu Absenzen oder zur ausweglosen Kündigung. „Es braucht Klarheit über die Diagnose und über Funktionsdefizite, sowie eine Prognose über die weitere Entwicklung, mit Tipps zur Hilfestellung und eine Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt“, so Baer. Bei einem Querschnittsgelähmten gehe auch niemand davon aus, dass dieser wieder gesund werde. Bei psychisch Erkrankten dominiere jedoch fälschlicherweise diese Haltung.

Link zur Präsentation von Dr. phil. Niklas Baer