Eine nachhaltige berufliche Förderung garantiert Fortschritt für alle Mitbürger.

Andrea Joller
Schwyzer Kantonalbank, Gewerbekundenberaterin

Informationsevent
„5 Menschen – 5 Geschichten“

 

Am Dienstag, 8. Oktober 2019, lud der Verein Netzwerk Arbeit zum Event «5 Menschen – 5 Geschichten» ein. Personen mit einer körperlichen oder psychischen gesundheitlichen Einschränkung erzählten, wie sie zurück in den Alltag fanden und welche Unterstützung sie dabei erfahren haben. 

45% der Rentenbezügerinnen und Rentenbezüger in der Schweiz müssen heute wegen psychiatrischer Probleme den Lebensunterhalt mit einer Invalidenrente bestreiten. Zahlreiche Betroffene könnten ihr Potential einsetzen, würden sie eine Chance für eine berufliche Wiedereingliederung erhalten – beispielsweise mit einer Umschulung oder einer Arbeitsvermittlung.

Eine andere Möglichkeit zur Eingliederung erhielt Frau R. Jahrelang litt die Juristin an Depressionen. Die heute 46-Jährige suchte sich psychiatrische Unterstützung, begleitet von klinischen Aufenthalten sowie der Einschaltung der zuständigen regionalen IV-Stelle. Nach einem längeren Leidensweg folgten berufliche Massnahmen und Praktika sowie ein Job-Coaching – leider alles ohne Erfolg, «obwohl ich unbedingt arbeiten wollte», betont Frau R.

Dank Peer-Ausbildung vorwärtsschauen

Ihre Chance kam mit der sogenannten «Peer»-Ausbildung, welche Frau R. selbst finanzierte und bei der Stiftung pro mente sana absolvierte. Menschen, die von psychischer Krankheit betroffen sind und ihre Erfahrungen in verschiedenen Bereichen der Begleitung von Betroffenen, der Bildung wie auch in der Öffentlichkeitsarbeit reflektiert einbringen wollen, können sich zu Peers weiterbilden lassen. Allerdings müssen sich die Anwärter einem Auswahlverfahren stellen. In diversen Modulen lernen sie, Vorträge zu halten, ihre persönliche Geschichte zu erzählen, Gruppenarbeiten zu absolvieren und zu reflektieren – auch Praktika sind ein wichtiger Bestandteil. «Ich hatte lange das Gefühl, nicht mehr zur Gesellschaft zu gehören und allein zu sein. Dank der Peer-Ausbildung realisierte ich, dass auch andere Menschen schwierige Geschichten haben. Inzwischen kann ich den Fokus auf das legen, was ich gewonnen habe, nicht darauf, was ich verloren habe», freut sich Frau R.

Wertvolle Arbeit bei IV-Stelle Schwyz

Heute weiss sie auch wieder, dass sie ein wichtiger Teil der Gesellschaft ist. Seit 1. Januar 2019 arbeitet Frau R. in einem 20%-Pensum als Peer-Beauftragte bei der IV-Stelle Schwyz. Eine Stelle, die bewusst für die Wiedereingliederung psychisch beeinträchtigter Personen geschaffen wurde. Frau R. unterstützt die Fachperson Berufliche Integration bei Beratungsgesprächen und Sitzungen, hält inhouse-Vorträge über die Thematik und ihre Geschichte oder führt eigene Beratungsgespräche mit Betroffenen durch. «Der Schatz eines Peers ist es, die persönlichen Erfahrungen mit der eigenen Erkrankung an Betroffene und Arbeitgeber weitergeben zu können», meint sie. Thomas Holzgang, Leiter des Bereichs Berufliche Integration der IV-Stelle Schwyz, betont die Wichtigkeit ihrer Arbeit: «Die Gespräche, die sie führt, kann uns kein Psychiater abnehmen. Denn ein Experte ist letztendlich der, der dieselben Erfahrungen gemacht hat»

Erfolgreiche und sinnvolle Zusammenarbeit

Frau R. ist eine der fünf Personen, die am 8. Oktober ihr persönliches Schicksal einem interessierten Publikum erzählen wird. Hört man von diesen Schicksalen, wird man sich bewusst, wie wichtig Prävention und frühe Aufklärung sind – aus menschlicher und sozialer, aber auch aus volkswirtschaftlicher Sicht. «Gerade Menschen, die schon in jungen Jahren psychiatrische Probleme aufweisen und eine Rente benötigen, kosten den Staat sehr viel. Das wollen wir verhindern, indem wir unterschiedliche Möglichkeiten zur Wiedereingliederung bieten», so Othmar Mettler, Abteilungsleiter IV-Stelle Schwyz.

Zu den Massnahmen, welche die IV-Stelle Schwyz anbietet, gehören verschiedenste Instrumente für Arbeitgeber und Ärzte, darunter ein Früherfassungssystem, dank dem erkannt wird, ob IV nötig ist oder präventive Massnahmen zur Reintegration sinnvoll sind. «Das Wichtigste sind für uns jedoch die Arbeitgeber, die den Personen eine Chance geben.» Deswegen pflegt die IV-Stelle intensiven Kontakt zu diesen – aber auch zum Verein Netzwerk Arbeit Kanton Schwyz, der die Arbeitgeber in einem ersten Schritt sensibilisiert und bezüglich Möglichkeiten einer beruflichen Wiedereingliederung informiert. «Eine äussert sinn- und wertvolle Zusammenarbeit», resümiert Thomas Holzgang.